Interview Bürgermeister-kandidaten

Da BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN keine*n Bürgermeisterkandidat*in aufgestellt haben, haben wir die Kandidaten von SPD und CDU zu grünen Themen befragt. So können unsere Wähler*innen eine informierte Wahl treffen.

Neben dem Videointerview haben die Kandidaten einen Fragenkatalog schriftlich beantwortet (siehe unten) und in gemütlicher Runde mit dem grünen Ortsverband diskutiert.

Für das Videointerview wurden die Kandidaten von unserem Spitzenduo vor der Kamera befragt. Die Kandidaten hatten jeweils sieben Minuten Zeit, um die sieben Fragen zu beantworten. Wie sie die Zeit verteilten, war ihnen selbst überlassen. Wiederholung von Antworten gab es nur bei technischen Problemen. Die Fragen wurden abgelesen, damit sie identisch gestellt wurden. Zwischen den Fragen gab es kurze Pausen. Die Kandidaten wussten nicht was der jeweils andere Kandidat geantwortet hat.

Schriftlicher Fragenkatalog

Präambel:
An der Fernuniversität Hagen wurde 2003 unter dem Titel „Bürgermeister und Gemeindeordnungen im Leistungsvergleich“ eine repräsentative Umfrage zu den wichtigsten Eigenschaften eines Bürgermeisters aus Sicht der Bürger veröffentlicht. Die ersten vier Plätze belegten damals:

  1. Glaubwürdigkeit
  2. Bürgernähe
  3. Führungsqualität
  4. Parteiunabhängigkeit

Nachfolgende Untersuchungen anderer Forschungsinstitute führten bei leichten regionale Unterschieden stets zu einem ähnlichen Ergebnis.

Matthias Möllers:

Die ersten drei genannten Eigenschaften sind ganz klar auch für mich von hoher Bedeutung. Ob die Reihenfolge die richtige ist und weitere Eigenschaften speziell für den Bürgermeister von Altenbeken wichtig sind, das müssten unsere Bürgerinnen und Bürger beantworten bzw. entscheiden.

Das Thema Parteiunabhängigkeit scheint wünschenswert, ist aber in unserem Wahlsystem eher schwierig und somit auch nicht die Regel. Ohne die Unterstützung einer Partei ist es kaum möglich, die personellen und zeitlichen Ressourcen für einen erfolgreichen Wahlkampf aufzubringen. Im Gegenzug finde ich es auch sehr gut, wenn der Kandidat für eine politische Partei einsteht und sich dazu bekennt. Entscheidend ist letztlich, ob ein Bürgermeister nach der Wahl auf die anderen Parteien (Fraktionen) offen zugeht, ihnen zuhört, sie einbindet und gleichermaßen respektiert.

Ein gewählter Bürgermeister muss aber in jedem Fall Kompromisse herbeiführen und letztendlich auch Mehrheiten für seine Vorschläge finden. Von daher kann er im Amt nicht allein abhängig von einer Partei sein. Gerade in kommunalen Parlamenten zeigt sich ja überall, dass dies auch ganz gut funktioniert. Meine persönliche Erfahrung ist, dass es anders als in Bundes- oder Landespolitik in einer Wahlperiode durchaus auch unterschiedliche Mehrheiten für verschiedene Vorschläge oder Projekte geben kann. Es gibt selten Koalitionen, die eisern eine Linie durchziehen (können).

Die oben aufgeführten Eigenschaften würde ich persönlich noch um das Thema Fachkompetenz erweitern. Seit Abschaffung der Doppelspitze ist es eben so, dass der Bürgermeister eine doppelte Funktion innehat: Er ist die politische Spitze, aber auch Leiter der Verwaltung. Gerade in einer eher kleinen Kommune wie Altenbeken muss sich der Bürgermeister ja auch in den Alltag der Verwaltung einbringen. Größere Kommunen sind da etwas anders aufgestellt, dort gibt es Beigeordnete, Stabsstellen usw., die fachlich viel eigenständiger sind.

Ich selbst bin jedenfalls überzeugt, dass ich die genannten Eigenschaften mitbringe. Ich bin zwar nicht parteiunabhängig, habe allerdings bewiesen, dass ich auch mit anderen Parteien gut zusammenarbeiten kann, wenn es um die Sache geht. Das gilt für meine berufliche Tätigkeit in Herford (wo ich übrigens auch sehr vertrauensvoll mit den Grünen zusammenarbeite), als auch für mein bisheriges Wirken im Gemeinderat.

Ingo Stucke:

Die Reihenfolge der genannten Werte würde ich unterschreiben. Allerdings bin ich durch meine berufliche Tätigkeit als Pastor skeptisch, was mit den sog. „Werten“ gemeint ist: Meistens projizieren Menschen etwas in Personen des öffentlichen Lebens und deren Rollenerwartung, was sie selbst in ihrem privaten Leben umso weniger haben.

Zu 1. Gilt für mich der alte Merksatz: Sagen was man tut und tun, was man sagt.

Zu 2. Ohne Bürgernähe geht es überhaupt nicht. Ich komme aus einem hochkommunikativen Beruf, der mir große Freude macht. Entscheidungen sollen nicht in der Amtsstube ausgebrütet werden sondern im Dialog entstehen.

Zu 3. Personalführung ist mir durch meines bisherige Tätigkeiten wohl vertraut. Klarheit und Führung durch Vorbild sind mir wichtig, auch regelmäßige Reflektion des eigenen Tuns.

Zu 4. Der Bürgermeister ist an Recht und Gesetz gebunden und ohne Ansehen der Person ist Verwaltungshandeln für die Daseinsfürsorge aller. In der politischen Willensbildung haben die Mütter und Väter des Grundgesetzes aber aus guten Gründen die Mitwirkung der politischen Parteien festgeschrieben. Zur Demokratie gehört auch erkennbarer und gelebter Pluralismus.

Ingo Stucke:

Ich werde regelmäßig Sprechstunden in den Ortsteilen anbieten. Begeisterung aber wäre zu viel erwartet und uns Ostwestfalen auch selten eigen. Zustimmung reicht. Wenn Sie von der Kommunalpolitik „begeisterte“ Menschen kennen, müssen sie mir mal berichten. Da bin ich gespannt.

Matthias Möllers:

Ich bin ja in Altenbeken in allen Ortsteilen vernetzt, politisch und privat. Mich trifft man auf den Schützenfesten, auf den Sportplätzen, bei Events oder ganz privat auf den Rad- und Wanderwegen, auf Spielplätzen und beim Einkaufen. Wer es etwas formeller mag, kann die Bürgermeistersprechstunde nutzen, wer es lockerer mag schickt eine Email oder, das darf man mittlerweile auch nicht unterschätzen, nutzt die Social-Media-Kanäle. Die Kommunikation ist also kein Problem. Ob man damit am Ende alle begeistert, sei dahin gestellt. Das kommt ja auf das Thema an und nicht immer kann man jeden einzelnen zufrieden stellen.

Mit mir bekäme die Gemeinde jedenfalls einen Bürgermeister aus ihrer Mitte, sozusagen „zum Anfassen“.

Matthias Möllers:

Ich bin Dipl.-Verwaltungsbetriebswirt und bekleide seit über 10 Jahren Führungspositionen in der Kommunalverwaltung. Seit 2016 bin ich Stadtkämmerer und Beigeordneter in der Stadt Herford (68.000 Einwohner). Zuvor war ich bei der Stadt Verl (26.000 Einwohner) Stadtkämmerer.

In Herford bin ich verantwortlich für die Bereiche Finanzen, Personal und Organisation, Feuerwehr. Dazu bin ich Teil der Betriebsleitung des Immobilien- und Abwasserbetriebs und Geschäftsführer der Holding HVV GmbH, unter deren Dach sich verschiedene Gesellschaften befinden, u.a. Kultur, Stadtwerke, Wohnungsbaugesellschaft.

Als Kämmerer hat man Einblick in alle anderen Fachabteilungen, von Jugendamt bis Bauamt, von daher sehe ich mich fachlich bestens vorbereitet. In meiner Funktion als Beigeordneter für den Bereich Feuerwehr obliegt mir des Weiteren die Leitung des Krisenstabs „Corona“ in der Stadt Herford. Insofern bin ich auch im Bereich Krisenmanagement vorbereitet.

Mir ist natürlich bewusst, dass die Gemeindeverwaltung Altenbeken viel kleiner ist und somit auch ganz anders „tickt“ als die in Herford. Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, dass es an der Zeit ist, manche Prozesse neu zu organisieren und zu professionalisieren. Ich setze vor allem auf interkommunale Zusammenarbeit, möchte dabei Tätigkeiten, die nicht von strategischer Bedeutung für die Gemeinde sind, ggf. von höher spezialisierten Einheiten z.B. von Nachbarkommunen erbringen lassen. Das eigene Personal müsste dann ggf. nicht ganz so große fachliche Bandbreiten abdecken, und könnte sich stärker auf wesentliche Aufgaben konzentrieren. Das hätte z.B. beim Thema Zahlungsverkehr und Mahnwesen sehr hilfreich sein können. Ich verspreche mir so eine höhere „Schlagkraft“ und Krisensicherheit der Verwaltung und nicht – um entsprechende Sorgen gleich zu ersticken – auf die Reduzierung des Personals.

Was den Umgang mit der Verwaltung in Altenbeken angeht, wird es sicherlich spürbare Änderungen geben. Ich stehe für kollegiales Miteinander, eher flache Hierarchien, dabei aber auch für klare Strukturen. Ich werde perspektivisch die Amtsleiter verstärkt mit Verantwortung betrauen, delegiere Aufgaben und erwarte eigenverantwortliches Handeln. Die wichtigen Entscheidungen trifft natürlich weiterhin der Bürgermeister. Die Amtsleiter und Sachbearbeiter sind die fachlichen Experten, deren Einschätzung wäre mir wichtig. Wenn man so arbeiten möchte, ist natürlich Kommunikation von höchster Bedeutung. Nur so kann eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Team funktionieren.

Ingo Stucke:

Ich habe ein Hochschulstudium in Geschichte, Soziologie und Theologie. Strukturen und Prozesse, deren Analyse und Veränderungen sind mir vertraut. Ich habe kybernetische und kirchenrechtliche Erfahrung als Landessynodaler und Mitglied der westfälischen Kirchenleitung, als Gemeindepfarrer in der Leitung der kirchlichen Verwaltung.

Die Gemeindeverwaltung hat eine gute und überschaubare Größe. Daher ist „face-to-face“-Kommunikation möglich und sinnvoll, für die Anregungen und Belange der mitarbeitenden ein Ohr zu haben. Daneben ist mir die strukturierte Förderung der Mitarbeitenden wichtig, z.B. in Jahresdienstgesprächen.

Ingo Stucke:

Die Menschen, die hier leben und die in einem vielfältigen Vereinsleben den Zusammenhalt pflegen.

Matthias Möllers:

Das ist eine schöne Frage, darüber könnte ich ganze Aufsätze schreiben. Ich versuche es mal kompakt:

Unsere Gemeinde bzw. ihre drei Ortsteile sind aufgrund ihrer Größe und auch der Lage ideale Wohnorte für Familien. Wir haben die Infrastruktur, die man braucht und für alles andere kann man nach Paderborn, Detmold oder Bielefeld fahren. Man kennt sich, hilft sich und grüßt sich auf der Straße. Unsere Kinder wachsen hier sehr behütet auf. Wir sind umgeben von einer sehr schönen Landschaft mit hohem Erholungs- und Freizeitwert. Wir haben hohes ehrenamtliches Engagement und rege Vereinsaktivitäten.

Aufgrund der geographischen Lage sind unsere Möglichkeiten für Gewerbe und Industrie sozusagen natürlich begrenzt, wir sind aber nah genug an den Mittelzentren in OWL. Hierdurch ist die „Versorgung“ unserer Bürgerinnen und Bürger mit Arbeitsplätzen weitestgehend gesichert. Unser wirtschaftliches Geschäftsmodell ist somit vor Allem die Wohn-, Schlaf- und Freizeitstätte für Menschen, die beruflich in andere Städte pendeln. Daher ist es für die weitere (auch wirtschaftliche) Entwicklung unserer Gemeinde von hoher Bedeutung, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Wir zielen da insbesondere auf die Verfügbarkeit von Bauplätzen, aber auch auf Bestandsimmobilien ab.

Eine Schwäche sehe ich in dem Zusammenhang noch im Bereich des betreuten Wohnens, es wäre sehr wichtig, wenn unser Projekt in Altenbeken endlich realisiert würde. Ich stehe aber weiterhin auf dem Standpunkt, dass eine derartige Einrichtung durch einen starken Träger betrieben werden muss, eine Übernahme des Betriebsrisikos durch die Gemeinde lehne ich weiterhin ab. Die Gemeinde hat weder die fachliche Expertise noch die finanziellen Möglichkeiten dazu.

Des Weiteren sehe ich Schwächen im Bereich ÖPNV, insbesondere Busverkehr. Da sind die Anbindungen insbesondere an Paderborn noch verbesserungswürdig. Ebenso muss der Bahnhof (Gebäude und Umfeld) überarbeitet werden, wobei ich das nicht als rein kommunale Aufgabe sehe.

Eine weitere Schwäche sehe ich derzeit tatsächlich auch in der öffentlichen Wahrnehmung der Gemeindeverwaltung. Nach den Vorkommnissen in der Gemeindekasse muss die Verwaltung in der Bevölkerung dringend wieder an Vertrauen gewinnen. Des Weiteren werden wir daran arbeiten müssen, die Gemeinde auch finanziell besser zu stellen. Wir können nicht immer nur Defizite fahren, denn hierdurch schränken wir unsere Leistungsfähigkeit immer weiter ein.

Matthias Möllers:

Ich sehe die demographische Entwicklung nicht ganz so schwarz, wie es manche Studien vermitteln (wollen). Aber es ist ohne Zweifel für uns eine sehr große Herausforderung, den Entwicklungen entgegen zu wirken. Derzeit haben wir doch folgendes Phänomen: Die Anzahl der Haushalte nimmt zu und im Gegenzug stagniert die Bevölkerung oder ist leicht rückläufig. Daher müssen wir auch für alleinstehende Menschen und Single-Haushalte attraktive Alternativen anbieten (z.B. für Ältere attraktive Seniorenwohnungen).

Im Übrigen ist mir bewusst, dass junge Leute nach der Schule zum Studium oder zur Ausbildung weg ziehen. Diese Altersgruppe ist dann in manchen Statistiken nicht vorhanden, was zu ungünstigen Prognosen führt. Wir leben aber davon, dass Menschen bei Familiengründung zurück nach Altenbeken kommen, d.h. wir müssen diesen Menschen eine Möglichkeit bieten, ein Baugrundstück, ein Haus oder eine Wohnung zu bekommen. Wir müssen für Familien attraktiv sein, das ist die Grundvoraussetzung.

Wenn es uns nicht gelingt, die Einwohnerzahl wenigstens auf dem aktuellen Level zu halten, müssten wir allerdings mit negativen Entwicklungen rechnen. Denn eins ist klar: Weniger Menschen müssten dann eine nahezu gleich bleibende Infrastruktur bezahlen, was zunächst die Kosten pro Kopf steigen ließe. Außerdem würde die Qualität und Quantität der verfügbaren Strukturen sinken, z.B. Nahversorger, Ärzte, Banken, Post, usw. Das heißt für uns: Wir müssen Wohnraum in Form von Bestandsimmobilien und Baugrundstücken verfügbar machen. Hierfür müssen wir Anreize setzen und zusammen mit der Bezirksregierung Mittel finden, Bauland zu generieren.

Ingo Stucke:

Altenbeken hat große Chancen im Umland zu Paderborn zu wachsen und den demographischen Wandel zum Guten zu wenden. Die Förderung von Wohnraum aber auch der Infrastruktur (Ansiedlung von Arztpraxen etc.) hat Priorität.

Ingo Stucke:

Die Bewältigung der Folgen der Corona-Krise wird im Vordergrund stehen: Wie sichern wir die kommunale Handlungsfähigkeit, wie fördern wir diejenigen, deren wirtschaftliche Existenz gefährdet ist. Wie kümmern wir um uns um die Menschen, die in der Zeit der Isolation vereinsamt sind?

Matthias Möllers:

In den ersten 100 Tagen werde ich vor Allem in die Bestandsaufnahme gehen. Ganz unspektakulär. Ich muss die Menschen in der Verwaltung kennen lernen und den Stand der laufenden Projekte erfassen, das sind ja einige. Hier sind beispielsweise die Baulandentwicklung sowie der Verfahrensstand rund um den Flächennutzungsplan zu nennen.

Je nachdem, wie es um die Corona-Pandemie steht, wird eindeutig die Fortführung des Krisenmanagements gefragt sein. Wir müssen die Auswirkungen auf die Menschen und Strukturen vor Ort analysieren und die Folgen lindern. Um gut vorbereitet zu sein, befinde ich mich schon jetzt im Austausch mit verschiedenen Akteuren, u.a. aus dem Bereich Gewerbe, Kultur, Sport, aber auch mit dem Bürgermeister.

Des Weiteren werde ich erst einmal eine finanzielle Bestandsaufnahme machen, da ja auch ein Haushaltsplan 2021 aufgestellt werden muss, was insbesondere mit Blick auf die Corona-Krise eine besondere Herausforderung sein wird.

Matthias Möllers:

Altenbeken, Buke und Schwaney haben alle Chancen, sich positiv weiter zu entwickeln. Wir müssen unsere Stärken ausspielen und an unseren Schwächen arbeiten.

Ich gehe davon aus, dass wir die wichtige örtliche Infrastruktur weiterhin bedarfsgerecht vorhalten, z.B. genügend Kita-Plätze in allen Ortsteilen. Es wird wieder mehr kulturelle Veranstaltungen geben und auch mehr Freizeit- bzw. Sportangebote. Insbesondere sehe ich eine verbesserte Ferienbetreuung von Kindern. Die Realschule hat ihre ersten Abschlussklassen verabschiedet und ist stabil zweizügig.

Bezüglich des fehlenden Wohnraums soll bis dahin zumindest eine klare Strategie entwickelt sein, deren Umsetzung im Idealfall schon begonnen hat. Es ist jedenfalls mein erklärtes Ziel, der hohen Nachfrage zu begegnen. In 5 Jahren sollte ebenfalls Klarheit bezüglich des Projektes „Seniorenwohnungen“ herrschen. Es existiert ein Radwegekonzept und erste Umsetzungsschritte sind erfolgt. Des Weiteren gibt es einen Plan zur Konversion des Bahnhofsgebäudes bzw. –Geländes.

Ingo Stucke:

Eine attraktive Gemeinde für alle Generationen mit einem guten Angebot für Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen, mit attraktiven Ortskernen und wirtschaftlichen Betrieben, die mit ihrer Wertschöpfung den ökologischen und sozialen Umbau auch nachhaltig finanzieren können.

Ingo Stucke:

Global denken und lokal handeln gehören für mich zusammen, ich komme aus der kirchlichen JPIC-Bewegung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Die Klimafrage ist für mich auch immer mit der sozialen Frage verbunden: Wie sehen z.B. die Arbeitsbedingungen für diejenigen in Afrika aus, die die Rohstoffe für die Elektromobilität aus der Erde schürfen?

Ich möchte Altenbeken zu einer „fairen“ Kommune machen: Bei der Beschaffung von Arbeitskleidung auf gerechte Lieferketten achten, keine Grabsteine, die aus indischen Steinbrüchen mit Kinderarbeit kommen usw.

Matthias Möllers:

– Weitere Vermeidung von CO2 durch energetische Optimierung Bestandsgebäude, insbesondere gemeindeeigene Gebäude

– Ggf. verstärkte Speicherung von Trinkwasser

– Andere Vegetation ermöglichen (soweit im Verantwortungsbereich der Gemeinde)

– Erhöhung Attraktivität des ÖPNV für Pendler

– Verbesserte Radverkehrsnetze

– Eventuell Ausbau erneuerbarer Energien, Siehe auch nächster Punkt

Matthias Möllers:

Rechnerisch ist die Gemeinde ja bereits CO2-neutral, die EEG-Quote betrug im Jahr 2018 bereits fast 300 %.

Tatsächlich wäre es schön, wenn der vor Ort produzierte EEG-Strom auch vor Ort genutzt würde. Perspektivisch wird es in der Gemeinde mehr Möglichkeiten der Stromspeicherung geben, z.B. durch Elektrofahrzeuge oder Stromspeicher in Gebäuden. Dazu wird es hoffentlich bald gelingen, die Stromnetze „smart“ zu machen und somit variablere Stromtarife geben. Dann kaufen die Menschen ihren Strom günstig ein, wenn er in großen Mengen verfügbar ist (= Wind, Sonnenstrahlung). Außerdem wird die Solaranlage zur Selbstversorgung noch attraktiver.

Im Übrigen sehe ich noch Verbesserungspotenzial im Gebäudebestand. Hier verweise ich auf unseren Antrag zum Haushalt, mit dem wir zunächst die gemeindeeigenen Gebäude fit für die Zukunft machen wollen.

Ingo Stucke:

Schon ein erster Blick auf den Baubestand zeigt mir, dass vielerorts noch Nachholbedarf an energetischer Sanierung und damit an CO2-Einsparung besteht. Die Solarenergie bietet sich nach dem neuen Bund-Länder-Kompromiss als Ausbaupotential an.

Ingo Stucke:

Auch auf öffentlichen Gebäuden können noch mehr Photovoltaikanlagen und Sonnenkollektoren installiert werden. Bei Neuaufstellung von B-Plänen sollten die optimale Dachausrichtung festgeschrieben werden. Auch bei Betrieben wie dem Hallenbad sind noch energetische Potentiale durch KWK etc.

Zum Klimaschutz gehört für mich die Wiederaufforstung der zerstörten Fichtenplantagen mit einen artenreichen Mischwald. Wie mein Amtsvorgänger werde ich mich in der Initiative für den Nationalpark Senne aktiv einbringen.

Matthias Möllers:

Generell sehe ich unsere Gemeinde da durch die bestehenden EEG-Anlagen schon ziemlich weit vorne. Uns muss es gelingen, immer eine angemessene Balance der Interessen der Stromproduzenten (insbesondere Windkraft!) und der Bürgerinnen und Bürger zu schaffen.

Vielleicht gelingt es, eine Kooperation zwischen Gemeinde, Produzenten und einem Stadtwerk zu erschaffen, die spezielle Stromtarife für Altenbekener Haushalte anbietet, wo z.B. jeder 1000 Kwh frei hat oder irgendwelche Rabatte bekommt. So würde man die Akzeptanz der Windkraft und sonstiger erneuerbarer Energien erhöhen und könnte ggf. noch einen etwas höheren Beitrag leisten.

Matthias Möllers:

Ich stehe zu dem von uns beschlossenem Flächennutzungsplan mit den dort vorgesehen Wind-Vorrangzonen. Wir brauchen eine Ausbalancierung der Interessen. Wie bereits dargestellt kann ich mir eine Erhöhung der Akzeptanz bei Bürgerinnen und Bürgern durch mehr Teilhabe, z.B. Steuern, Abgaben an die Gemeinde, aber auch Frei-Stromkontingente vorstellen.

Im Übrigen kann die Kapazität ja auch durch Repowering erhöht werden, dies wäre tendenziell weniger problematisch. Eine deutliche Ausweitung der Vorranggebiete sehe ich aktuell nicht und ich spreche mich gegen Windvorranggebiete auf der Egge aus.

Ingo Stucke:

Ich unterstütze die weitere Förderung der Windkraft. Repowering hat dabei für mich Vorrang vor neuen Standorten. Nach dem jüngsten Bund-Länder-Kompromiss bin ich gespannt, welchen Vorschläge zum gesetzlichen Rahmen die schwarz-gelbe Landesregierung präsentiert.

Ingo Stucke:

Auf jeden Fall! Ich selbst mache alles mit Fahrrad, Bus und Bahn. Ich habe gar kein Auto. Die Fahrradwege, ergänzt durch stabile Ständer und eingebunden in das Radwandernetz, müssen Teil einer umfassenden Mobilitätsstrategie sein, die eine umweltfreundliche Verknüpfung der Verkehrsträger ermöglicht. Eine Erweiterung des Fahrradparkhaus am Bahnhof werde ich voranbringen: Hier schafft Angebot die Nachfrage umzusteigen: teure E-Bikes sollen sicher abgestellt werden können – kleine, aber nötige Schritte zur Verkehrswende.

Matthias Möllers:

Ich bin bekanntlich ein großer Befürworter des Radverkehrs. Ich habe mich bereits mehrfach öffentlich für bessere Radwege stark gemacht und erinnere an unseren Antrag zum Haushalt, in dem wir ein Radverkehrskonzept gefordert haben. Dabei konnten wir ja schon feststellen, dass wir da an einem Strang ziehen.

Matthias Möllers:

Die Frage suggeriert, wir hätten auf dem Wohnungsmarkt ein Preisproblem. Dies ist aber eher nicht der Fall, wir haben vor Allem ein Verfügbarkeitsproblem. Grundsätzlich gibt es genug bebaubare Flächen in Altenbeken, die sind aber oftmals in privater Hand und somit nicht verfügbar. Hier brauchen wir Anreize.

Insbesondere für die wenigen Flächen, die die Gemeinde selbst besitzt, hat die Gemeinde planungsrechtlich die Ausgestaltung in der Hand.

Ingo Stucke:

Die Erschließung neuer Baugebiete führt immer in den Interessenskonflikt mit Flächenversiegelung und Landschaftszersiedlung und neuen Verkehren. Vorrang hat für mich die Nachverdichtung der Ortskerne. Ich werde mich intensiv um den Bau von barrierefreien, seniorengerechten Wohnungen kümmern, die die offenen Pflegekette zwischen ambulant und stationär schließen. Dadurch werden größere gebrauchte Einfamilienhäuser wieder für den Wohnungsmarkt frei. Ich werde zeitgemäße alternative Wohnformen wie z.B. Mehrgenerationen-WGs fördern.

Ingo Stucke:

Alle drei Ortsteile haben ein gutes Angebot mit Nahversorgern. Inhabergeführte Fachgeschäfte haben es gegenüber dem Online-Handel schwieriger. Hier kann eine zeitgemäße Modernisierung der Arkaden noch eine höhere Aufenthaltsqualität schaffen, auch für Cafés und Gastronomie. Die Barrierefreiheit der Angebote ist zu fördern. Wo es Schwierigkeiten mit Nachfolgen und Geschäftsübergaben gibt, kann und soll die Wirtschaftsförderung helfend zur Verfügung stehen.

Altenbeken ist attraktiv für Naherholung und Tagestourismus. Das Wanderwegenetz möchte ich ausbauen, ergänzt durch naturpädagogische Angebote zur Nachhaltigkeit.

Arbeits- und Ausbildungsplätze vor Ort sollen erhalten und ausgebaut werden, um Pendlerverkehre zu vermeiden und auch um nachhaltig eine ausreichende Bereitschaft der freiwilligen Feuerwehren zu gewährleisten.

Daher müssen auch in Zukunft in angemessener Weise Gewerbeflächen entwickelt werden. Ehemalige Bahnflächen sollten für eine Konversion geprüft werden, auch für die Ansiedlung eines Standortes eines Privatbahnunternehmens werde ich Gespräche führen.

Matthias Möllers:

Bezüglich des Einzelhandels sehe ich uns gut aufgestellt, hier geht es vor Allem um den Erhalt des verfügbaren Angebotes. Allerdings wird hoher Bedarf an einem Drogeriemarkt gesehen, daran sollten wir arbeiten.

Im Bereich Gewerbe ist ja gerade das neue Gewerbegebiet gefüllt worden, und das erstaunlich schnell. Ich persönlich hätte mir mit dem Verkauf der Flächen etwas mehr Zeit genommen. Ich habe den Eindruck, es sollte jetzt einfach schnell gehen. Die Frage, ob das alles zusammenpasst und zukunftsfähig ist, wurde m.E. etwas vernachlässigt.>/p>

Grundsätzlich stehe ich persönlich aber zur einer starken Wirtschaft vor Ort. Ich habe in meiner bisherigen beruflichen Laufbahn die Erfahrung gemacht, dass Gemeinden, die selbst gewerbesteuerstark sind, gesünder sind. Zuletzt konnte ich davon auch meine eigene Fraktion überzeugen, die früher mal einen eher reservierten Standpunkt zum neuen Gewerbegebiet vertreten hat. Neue Gewerbeflächen sind aber nicht mehr in Sicht, von daher gilt es, zukünftig bestehende Standorte qualitativ stärker zu nutzen. Ziele für die Gemeinde sollten sein, dass möglichst viele Arbeits- und Ausbildungsplätze erreicht werden, dazu natürlich eine möglichst hohe Steuerkraft.

Tourismus: Altenbeken ist ein kleiner Tourismus-Hotspot in OWL geworden. Da sind wir gut aufgestellt. Dies dient vor Allem einem positiven Image der Gemeinde. Die wirtschaftliche Umlaufrendite würde mich interessieren, denn davon hängt letztlich die Frage ab, welche weiteren Ausgaben in diesem Bereich gerechtfertigt sind. Tourismus ist ja kein Selbstzweck.

Die Gastronomie sehe ich nicht im direkten Aufgabenspektrum eines Bürgermeisters. Allerdings ist diese Branche stark von der Corona-Krise betroffen. Hier gilt es, Corona-Folgen zu lindern. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass wenn es den Einwohnern einer Gemeinde gut geht, dies auch positive Auswirkungen auf die Gastronomie hat. Die Gemeinde schafft die Rahmenbedingungen. Eine davon, und das habe ich ja ebenfalls schon häufiger öffentlich kommuniziert, ist die Attraktivität des Ortskerns rund um die Arkaden. Da fehlt mir persönlich die Verbindung zum Spielplatz und zum Kirchplatz. Gelingt es, Aufenthaltsqualität zu schaffen, ist das sowohl für die Menschen im Allgemeinen gut, als auch für die Gastronomie im Speziellen.

Matthias Möllers:

Das nächste Viaduktfest findet (unter dem Corona-Vorbehalt) so statt, wie es bereits jetzt von Herrn Wessels organisiert wird. Einen nennenswerten Einfluss kann der neue Bürgermeister auf das Fest 2021 nicht mehr nehmen. Das fände ich jetzt nicht schlimm, ich würde das Fest so angehen wie es ist und meine eigenen Erfahrungen hautnah machen. Danach ist der richtige Zeitpunkt gekommen, ggf. für das nächste Fest Ideen zu entwickeln. Aber der grundsätzliche Rahmen ist bewährt und steht.

Was das kulturelle Leben in der Gemeinde betrifft, würde ich sehr gerne wieder etwas mehr Veranstaltungen möglich machen. Wir haben tolle Locations, wo früher auch schon mehr stattgefunden hat. Ich denke da vor Allem an die beiden großem Schützenhallen und das Eggemuseum. Daneben gibt es ja auch sehr schöne Veranstaltungen unserer Vereine, die es allemal wert sind, unterstützt zu werden.

Ich könnte mir ein Kulturbudget vorstellen, mit dem wir die eine oder andere Veranstaltung ermöglichen. Das wäre aus meiner Sicht auch im Rahmen der Leistungsfähigkeit der Gemeinde möglich. Gemeindeeigene Kulturstätten wird sich die Gemeinde freilich nicht leisten können.

Ingo Stucke:

Der Lokschuppen und das Bahnhofsgebäude bieten großes Potential für eine ganzjährige Kulturnutzung, z.B. als Kleinkunstbühne. Das bestehende Konzept hat sich bewährt und bietet eine gute Perspektive für die nächsten Jahre. Sollten sich wegen Corona die Rahmenbedingungen für Großveranstaltung auch auf lange Sicht ändern, müsste das Konzept nachjustiert werden.

Ingo Stucke:

Ja, für ein Video stehe ich gerne zur Verfügung.

Matthias Möllers:

Ja, dafür stehe ich gerne zur Verfügung.

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